LÖWENZAHN zu Gast bei h1
5. März 2023Trauer – eine Annäherung
17. April 2023Vom Bewahren der Zuversicht in der Trauerbegleitung
Hannover - 17. April 2023. „Ist das noch normal?“ Diese Frage stellen uns besorgte Eltern häufig in den Beratungsgesprächen. „Mein Sohn spricht nicht über seine verstorbene Mutter“, „meine Tochter geht seit dem Tod ihres Bruders nicht mehr zur Schule“ oder „mein Sohn ist so aggressiv seit dem Tod seines Vaters“.
Täglich erreichen uns Anrufe von besorgten Eltern oder belasteten Kindern und Jugendlichen, die ratlos sind, nicht mehr weiterwissen, zutiefst verunsichert und besorgt. Die Trauer ist für die meisten eine ganz neue, ungewohnte Situation. In unserer sich stets wandelnden Zeit, in der die zukünftigen Entwicklungen weltweit unberechenbar erscheinen, wird Trauer zu einer Herausforderung, mit der sich Menschen zunehmend überfordert fühlen.
Umso wichtiger ist es für uns als Begleitende, uns nicht wegspülen zu lassen von der gefühlten Wucht der Mutlosigkeit und Verzweiflung vieler Betroffener. Was hilft uns als Team in der Begleitung von trauernden Menschen?
Das ist im Einzelfall genauso individuell wie die Trauer selbst. Eines leben wir jedoch gemeinsam ganz bewusst: Unsere innere Haltung. Sie schenkt uns immer wieder Mut und Zuversicht und hilft ebenso allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die zu uns kommen.
Woran wir glauben:
- Trauer ist ein physiologischer (gesunder) Selbstheilungsprozess der Seele nach dem Verlust eines geliebten, vertrauten Menschen
- Jedes Verhalten Trauernder macht Sinn und ist eine individuelle Bewältigungsstrategie
- Trauer braucht Zeit und einen sicheren Ort
- Trauernden tut es gut, offene und urteilsfreie Menschen in ihrer Nähe zu haben, die Ruhe und Zuversicht ausstrahlen
- Jeder trägt etwas in sich, dass zur Bewältigung seiner Trauer beitragen kann
- Um diese eigenen wertvollen Ressourcen nutzen zu können, ist es wichtig, zur Ruhe zu kommen und auf das eigene Bauchgefühl zu hören
Mit dieser Grundhaltung passiert oftmals etwas ganz Wunderbares. Die Verunsicherung der Betroffenen weicht einem wachsenden Selbstvertrauen und der Blick geht vom „Krankhaften“ der Trauer weg zu dem, was helfen kann.
Dabei können wir als Begleitende nur hilfreich sein, wenn wir uns offen und empathisch den Betroffenen zuwenden, aber auch immer aufmerksam in Bezug auf unsere Bedürfnisse und Grenzen sind.
In Sinne einer guten Selbstsorge und mit herzlichen Grüßen
Petra Brenner